Entwicklung & Nachhaltigkeit

Entwicklung
In der Unternehmensentwicklung wurde das Jahr 2024 genutzt, um die Organisationsstrukturen an der Geschäftsstelle zu festigen. So wurden in verschiedenen Workshops die Definition der Führungsstufen, der Führungsgrundsätze und der Funktion des mittleren Managements diskutiert und festgelegt. Der Stellenwert von Proviande als Plattform für Informationen, Stellungnahmen und die Positionierung bei politischen Geschäften nahm 2024 an Bedeutung zu. Grundlage dazu sind Kenntnisse der Dossiers, die Aufarbeitung der Fakten und die Zusammenstellung von Argumentarien für die Stakeholder.
Basiswissen
Als Basis für Argumentarien, Stellungnahmen und auch für die politischen Diskussionen sowie die Interessenvertretung der Fleischbranche ist die Aufarbeitung von Fakten und das Erstellen von Dossiers für die Zielgruppen zentral. Sowohl bei der Lancierung der neuen Lebensmittelpyramide als auch bei politischen Vorstössen lieferte Proviande Basismaterial für die Argumentation. Die für die Branche relevanten Studien in den Themenbereichen Nachhaltigkeit, Tierwohl und Ernährung werden intern geprüft und mit einer Kurzzusammenfassung im neu erschaffenen Wissens-Pool aufgenommen. Neue Dossiers und Argumentarien wurden auf der Website von Proviande veröffentlicht und sind somit für Interessierte verfügbar.
Nachhaltigkeit
Die Fleischbranche ist unterwegs Richtung Nachhaltigkeit, die Projekte und die Themenführung wurden ausgebaut. Proviande orientiert sich an den Klimazielen des Bundes und wertet die branchenspezifischen Zahlen auf Basis der aktuellen Zahlen des Bundes aus. Die neu aufgebaute Berichterstattung hat zum Ziel, die Schritte der Branche in Richtung Nachhaltigkeit zu messen und auszuweisen. Zusammen mit der Steuergruppe Nachhaltigkeit werden die Interessen der Branche und des Markts mit den Klimazielen des Bundes verknüpft und umfassende Lösungsansätze erarbeitet.
Projekte
Realisation klimaschonende Fleischwirtschaft
Um den Anforderungen an die Klimaziele des Bundes und an die Science Based Targets Initiative SBTi gerecht zu werden, hat sich die Steuergruppe Nachhaltigkeit u. a. eingehend mit dem Thema Klimarechner befasst. Zusammen mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL wurde eine Projektskizze ausgearbeitet, welche die Modellierung eines Klimarechners auf der Basis des Tools der Branchenorganisation Milch beschreibt. In einem nächsten Schritt soll 2025 die Modellierung für Rindfleisch konkret erfolgen.
Reduktion der Lebensmittelverluste
Im Rahmen des Aktionsplans gegen die Lebensmittelverschwendung hat Proviande im Jahr 2022 die branchenübergreifende Vereinbarung zur Reduktion von Lebensmittelverlusten des Bundesamts für Umwelt (BAFU) unterzeichnet. Proviande unterstützt damit die Bestrebungen des Bundes, die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 gegenüber 2017 um 50 % zu reduzieren. Proviande koordiniert eine Arbeitsgruppe mit vier Fleischverarbeitern und der Centravo, um eine möglichst einheitliche Datenerhebung der Betriebe zu schaffen. Mit einem Entscheidungsbaum zur Artikelklassifizierung konnte ein gemeinsames Verständnis bezüglich Vermeidbarkeit der Lebensmittelverluste geschaffen werden. Proviande hat Vorgespräche zu einem wissenschaftlich gestützten Projekt aufgenommen, um die Nebenströme aus Schlachtung und Verarbeitung anhand von Modellen besser quantifizieren zu können.
TAURUS – Ressourcenschonende Rindviehwirtschaft und optimierte Fleisch- und Milchqualität durch genomische Selektion
Das Projekt TAURUS will durch gezielte genomische Selektion die Futtereffizienz steigern, den Methanausstoss reduzieren und die Fleischqualität optimieren. Das Projekt steht unter der wissenschaftlichen Leitung der Veterinärfakultät der Universität Bern. Dieses weltweit einzigartige Projekt der Branche in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft ist ein Schritt in Richtung des Klimaziels des Bundes bis 2050: eine klimafreundliche Landwirtschaft. Die Trägerschaft des Projekts, bestehend aus der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR), der Branchenorganisation Milch und Proviande, hat einen Businessplan für die Betriebsphase ausgearbeitet. Die Organisationen der Trägerschaft haben den Businessplan in ihren Gremien unabhängig geprüft und ihre Stellungnahmen eingereicht. In einem weiteren Schritt gilt es eine konsolidierte Version zu erarbeiten und diese dem Verwaltungsrat von Proviande zur Festlegung des weiteren Vorgehens vorzulegen.
Koordinationsprojekte
Proviande steht bei Anliegen der Branche oder auch der Behörden als Vermittlerin zur Verfügung. Proviande koordiniert Massnahmen und Anstrengungen zur Verbesserung des Tierwohls, der Seuchenprävention und der Qualität. Diese werden bei Bedarf in Arbeitsgruppen diskutiert und es werden Lösungsvorschläge erarbeitet. Auch Stellungnahmen bei Verordnungs-und Gesetzesänderungen gehören zu den Aufgaben von Proviande.
Vermeidung der Schlachtung von trächtigen Tieren
Im Jahr 2024 wurde in den Schlachtbetrieben keine Umfrage zu den festgestellten Trächtigkeiten bei den Tieren der Rindviehgattung durchgeführt. Aufgrund der stabilen Situation drängten sich keine Massnahmen auf. Zudem mussten sich die vorgenommenen Anpassungen in der Fachempfehlung bezüglich einer einheitlichen Trächtigkeitsuntersuchung in den Betrieben etablieren. Massnahmen zur Vermeidung der Schlachtung von trächtigen Tieren der Schafgattung zu finden ist weiterhin eine Herausforderung. In der Arbeitsgruppe wurde die Durchführung von regelmässigen Trächtigkeitsuntersuchungen in den grösseren Schlachtbetrieben diskutiert und geprüft. Das Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene ILS der Universität Zürich verfügt diesbezüglich über Erfahrung und wäre für eine Zusammenarbeit gegen eine moderate Entschädigung bereit gewesen. Leider konnten die notwendigen finanziellen Mittel nicht beschafft werden. In der Folge wurde die Idee vorübergehend sistiert. Als Alternative wurden an diversen öffentlichen Schlachtviehmärkten Ultraschallkontrollen durchgeführt. Dabei betrug der Anteil festgestellter Trächtigkeiten bei den Mutterschafen und weiblichen Lämmern zwischen 6–10 %.
Netzwerk «Tiere verwerten»
In vielen Regionen der Schweiz fehlt das Dienstleistungsangebot für eine ausserplanmässige Schlachtung und Verarbeitung von kranken und verletzten Tieren. Eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern von verschiedenen Organisationen aus Forschung, Tierärzteschaft, Tierproduktion und Handel, haben im Auftrag der Fachgruppe TTS und unter der Leitung von Proviande ein Konzept erstellt. Über eine Website können die Tierhalterinnen und Tierhalter die Bedürfnisse nach Kanton und den Angeboten von Transport, Schlachtung bis hin zur Möglichkeit der Verwertung der Schlachtkörper selektionieren und erhalten auf diese Weise passende Angebote an Kontaktdaten.
Seuchenprävention
Die Afrikanische Schweinepest rückt der Schweizer Grenze immer näher. Auch 2024 wurde der Vorbereitung der Branche auf einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest viel Zeit eingeräumt. Einerseits besprach die AG Schweinestau die verschiedenen offenen Fragen im Bereich Verarbeitung und Nebenprodukteentsorgung, andererseits wurden im Ständigen Gremium ASP Hausschwein des BLV u. a. Fragen im Bereich Futtermittel, zur Organisation der Ferkelringe im Seuchenfall, etc. besprochen und die Auswirkungen der sich laufend verändernden EU-Verordnungen auf die Schweizer Seuchenbekämpfung diskutiert.
Von der im Herbst am Schlachthof Hinwil organisierten Übung eines Seuchenausbruches im Schlachthof profitierten Bund, Kantone und die Branche. Im Herbst fand in einem grösseren Schlachtbetrieb eine Übung mit Behörden und Branchenmitgliedern statt. Die dabei gewonnen Feststellungen wurden in den Arbeitsgruppen behandelt und in den Konzepten und Checklisten festgehalten.
Die grosse Sorge der Branche sind die finanziellen Auswirkungen im Fall eines Seuchenaus-bruchs, weil sowohl im Produktionsbereich als auch in der Schlachtung und Verarbeitung von Fleisch und Nebenprodukten mit Markthindernissen und -störungen gerechnet werden muss. Proviande engagierte sich deswegen auch politisch und forderte Politiker und Bundesrat auf, die in diesem Bereich hängigen Motionen zu unterstützen.
Der Geschäftsbereich Entwicklung & Nachhaltigkeit erarbeitet Dossiers und Fakten für die Fleischbranche. Hier erfahren Sie mehr dazu.

Regula Kennel
Geschäftsbereichsleiterin Entwicklung & NachhaltigkeitSeit 2023 ist Regula Kennel verantwortlich für den neu geschaffenen Geschäftsbereich Entwicklung & Nachhaltigkeit und unterstützt dabei die Branche im wichtigsten Fachgebiet mit Fakten und Studien.