Klassifizierung & Märkte

Im Rahmen des Leistungsauftrags vom Bundesamt für Landwirtschaft überwacht Proviande die öffentlichen Schlachtviehmärkte, führt die neutrale Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern durch und kontrolliert die Einhaltung der Bestimmungen zur Ermittlung des Schlachtgewichts.
Im Geschäftsjahr 2024 wurde die Arbeit des Geschäftsbereichs Klassifizierung & Märkte (GB K&M) insbesondere durch vier Schwerpunktthemen geprägt:
- Insgesamt stabile Marktlage
- Tierseuchen und Präventionsmassnahmen
- Digitalisierung verschiedener Prozesse
- Einführung gebührenpflichtiger Beanstandungen
Marktentwicklung
Der Schlachtvieh- und Fleischmarkt entwickelte sich im Berichtsjahr insgesamt erfreulich, mit stabilen bis positiven Preisniveaus. Nach einer zweijährigen Pause war im Frühjahr 2024 erneut eine marktstützende Massnahme für Kalbfleisch erforderlich. Die Tierseuchensituation stellte die Branche das gesamte Jahr vor Herausforderungen. Proviande arbeitete gemeinsam mit Branchenpartnern und Behörden intensiv an Präventionsmassnahmen zur Afrikanischen Schweinepest. Zudem startete im Herbst eine nationale Initiative gegen die Moderhinke unter der Leitung des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Im November wurde die finale Phase der Sanierung der Bovinen Virus-Diarrhoe (BVD) eingeleitet, sodass ab dem 1. April 2025 nur noch Tiere mit einem grünen BVD-Status auf den Märkten zugelassen sind. Gleichzeitig breitete sich die Blauzungenkrankheit in der gesamten Schweiz aus.
Digitalisierung und gebührenpflichtige Beanstandungen
Der Geschäftsbereich K&M initiierte mehrere Digitalisierungsprojekte, um Abläufe effizienter zu gestalten. Ein bedeutender Schritt war die Einführung der gebührenpflichtigen Beanstandungen, die so konzipiert wurden, dass der administrative Mehraufwand dank digitaler Hilfsmittel minimal bleibt.
Öffentliche Schlachtviehmärkte
Im Vergleich zu 2023 wurden leicht weniger öffentliche Märkte durchgeführt, insbesondere im Schafbereich, wo auch die Anzahl der aufgeführten Tiere rückläufig war. Gleichzeitig mussten jedoch deutlich weniger Tiere zugeteilt werden als im Vorjahr. Ein neu eingeführtes Dashboard ermöglicht eine schnelle und präzise Analyse der Taxierungen auf den Märkten. Dies verbessert die Transparenz der eigenen Leistungen und dient als wertvolles Instrument für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Rinder und Banktiere waren im Jahr 2024 besonders gefragt, wovon die öffentlichen Schlachtviehmärkte profitierten. Die Marktteilnehmer zeigten hohe Aktivität und die Produzenten konnten überwiegend sehr gute Preise erzielen. Die Staffelung der Tiere im Herbst funktionierte äusserst gut und trug dazu bei, die Preise über das gesamte Jahr hinweg stabil zu halten.
Anzahl Tiere auf öffentlichen Märkten | 2023 | 2024 |
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Rindviehmärkte |
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Anzahl Märkte | 623 | 629 |
Aufgeführte Tiere | 59'271 | 55'719 |
Durchschnittliche Auffuhr | 89 | 89 |
Übernahmen | 405 | 56 |
Schafmärkte |
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Anzahl Märkte | 288 | 279 |
Aufgeführte Tiere | 64'844 | 59'251 |
Durchschnittliche Auffuhr | 225 | 212 |
Übernahmen Schlachtschafe | 1'580 | 31 |
Übernahmen Weidelämmer | 87 | 9 |
Marktentwicklung
Die positive Entwicklung im Grossviehbereich setzte sich 2024 fort, mit knapp 1 % mehr geschlachteten Tieren als im Vorjahr. Dank der Zusammenarbeit mit den Produzenten wurden die Alptiere im Herbst gestaffelt in die Schlachthöfe überführt, was die Preisstabilität über das gesamte Jahr hinweg unterstützte.
Die Importmengen für Rindfleisch stiegen ebenfalls, was die anhaltend hohe Nachfrage unterstreicht.
Trotz der vorgenommenen Kalbfleisch-Einlagerung erreichten die Preise nicht das Vorjahresniveau. Der Absatz bleibt herausfordernd, weshalb Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette an einem runden Tisch die Ursachen analysierten. Die zentralen Erkenntnisse:
- Der Preis für Kalbfleisch ist hoch und stellt für viele Familien eine Kaufbarriere dar.
- Der typische Kalbfleisch-Konsument ist über 50 Jahre alt.
- Die Gastronomie bleibt der Hauptabnehmer für Kalbfleisch.
Die Resultate wurden in einem Massnahmenkatalog festgehalten, mit einer erneuten Standortbestimmung im Sommer 2025. Der Schweinefleischmarkt erholte sich weiter. Während der Konsum stabil blieb, wurde die Produktion an die Nachfrage angepasst. Bereits früh im Jahr konnten erste Preiserhöhungen umgesetzt werden.
Am Schafmarkt zeigte sich eine insgesamt ruhige Entwicklung. Während der Konsum stabil blieb, führte der Rückgang der Marktaktivitäten zu einem Rückgang der Schlachtungen um 4,5 %. Die Sanierung der Moderhinke verlief ruhig, gegen Jahresende konnte bereits ein bedeutender Teil der Bestände getestet werden.
Neutrale Klassifizierung in den Schlachtbetrieben
Wie im Vorjahr führte Proviande in 20 Schlachtbetrieben die neutrale Qualitätseinstufung durch. Der Schlachtbetrieb in Wohlen stellte seine Tätigkeit im Februar 2024 ein, während in Moudon eine neue Klassifizierungsstelle in Betrieb genommen wurde.
Das BCC-3-Klassifizierungsgerät wurde weiterhin eng überwacht. Neben den quartalsweisen Kontrollen wurden die Taxierungsresultate kontinuierlich analysiert. Der Vergleich der Dezimalwerte zeigt eine bemerkenswert konstante Arbeitsweise des Geräts.
Neutrale Klassifizierung Schlachtkörper 2024 | Anzahl | Klassifizierung | Anteil |
---|---|---|---|
Grossvieh | 413'132 | 363'026 | 87,9% |
Kälber | 189'576 | 165'551 | 87,3% |
Schweine | 2'356'716 | 2'183'403 | 92,6% |
Schafe | 225'889 | 134'854 | 59,7% |
Banktiere, Fleischigkeitsklasse T
Verteilung auf BCC-3-Dezimalwert-Klassen, Januar–Dezember

Kontrolle der Ermittlung des Schlachtgewichts
Aufgrund von Budgetkürzungen des BLW im Bereich der Schlachtgewichtskontrollen mussten die Kontrolltätigkeiten angepasst werden. Es wurde mit dem BLW vereinbart, dass Schlachtbetriebe mit weniger als 50 Schlachteinheiten (SE) pro Jahr künftig nur noch alle vier Jahre kontrolliert werden müssen.
Projekte
Gebührenpflichte Beanstandungen
Die Einführung der Beanstandungsgebühr konnte erfolgreich abgeschlossen und in das Tagesgeschäft überführt werden. Die Massnahme zeigt Wirkung: Während in den vergangenen Jahren rund 30 % der beanstandeten Tiere korrigiert wurden, stieg dieser Wert 2024 auf über 45 %. Gleichzeitig wurden rund 7’000 Tiere weniger beanstandet als im Vorjahr.

Korrigierte Tiere im Vergleich zum Total aller beanstandeten Tiere in Prozent

Anzahl Beanstandungen
Sanierung der Moderhinke
Im Herbst 2024 startete die Sanierung der Moderhinke. Proviande passte das Marktprogramm entsprechend an: Wöchentlich wurde festgelegt, auf welchen Märkten nur Moderhinke- freie Tiere zugelassen sind und wo nicht getestete Tiere weiterhin vermarktet werden dürfen. Zusätzliche Märkte waren im Jahr 2024 nicht erforderlich.

Stefan Muster
Geschäftsbereichsleiter Klassifizierung & MärkteDer Geschäftsbereich Klassifizierung & Märkte führt im Auftrag des Bundes die neutrale Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern durch, überwacht die öffentlichen Schlachtviehmärkte und kontrolliert die Ermittlung des Schlachtgewichts.