Jahresbericht 2024

Vorwort
Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft der Schweizer Fleischwirtschaft
Das Jahr 2024 war für Proviande ein besonderes Jahr – nicht nur aufgrund der Herausforderungen, die es als Branchenorganisation zu bewältigen galt, sondern vor allem auch, weil Proviande ihr 25-jähriges Bestehen feiern konnte. Ein Vierteljahrhundert Proviande – das bedeutet 25 Jahre Engagement für hochwertiges, verantwortungsvoll produziertes Fleisch, 25 Jahre Einsatz für eine starke, innovative und nachhaltige Schweizer Fleischwirtschaft. Gleichzeitig markierte das Jahr 2024 auch den 75. Jahrestag der Gründung unserer Vorgängerorganisation, der Genossenschaft für Schlachtvieh- und Fleischversorgung (GSF).
Die Jubiläumsfachtagung «Fleischwirtschaft gestern – heute – morgen» bildete den Höhepunkt der Feierlichkeiten. Branchenexperten, Wissenschaftler und Stakeholder reflektierten die Entwicklung des Fleischkonsums und wagten einen Blick in die Zukunft. Wie bereits bei der Gründung der GSF und später von Proviande steht auch heute fest: Die Fleischwirtschaft ist untrennbar mit gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen verbunden. Sie muss sich stetig weiterentwickeln, um den Herausforderungen wie Klimawandel, Tierwohl, Umweltschutz sowie Fragen der Ernährung und Gesundheit gerecht zu werden.
Das vergangene Jahr war geprägt von intensiven Debatten und Weichenstellungen. Politische und gesellschaftliche Diskussionen über die Rolle von Fleisch in der Ernährung und über die Rahmenbedingungen für die Tierhaltung forderten Stellungnahmen und eine Positionierung der Branche. Gleichzeitig investierten die Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette in innovative Lösungen, um den hohen Ansprüchen an Ökologie, Ökonomie und Soziales gerecht zu werden.
Im neuen Leitbild bringt Proviande das «Warum» als Branchenorganisation auf den Punkt: «Wir stehen ein für hochwertiges Fleisch, welches in der Schweiz verantwortungsvoll hergestellt wird, Genuss bietet und in der Gesellschaft hohe Wertschätzung und Anerkennung geniesst.» Dieser Daseinszweck ist zugleich Ansporn und Massstab. Denn Fleisch hat Zukunft – eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit, Qualität und gesellschaftliche Akzeptanz Hand in Hand gehen.
Die Zusammenarbeit in der Branche bleibt zentral, um die Wertschätzung für Schweizer Fleisch zu stärken. Für eine starke und zukunftsfähige Schweizer Fleischwirtschaft wird Proviande auch in den kommenden Jahren die Interessen der Branche vertreten. Als Impulsgeber, Botschafter, Vermittler und Dienstleister wird sie aktiv zur Weiterentwicklung der Schweizer Fleischbranche beitragen.
Ich danke allen Mitgliedern, Partnern und Mitarbeitenden für ihr Engagement und ihren Beitrag zu 25 erfolgreichen Jahren Proviande. Gemeinsam machen wir den Unterschied – für eine starke und zukunftsfähige Schweizer Fleischwirtschaft.
Heinrich Bucher, Direktor

Heinrich Bucher
Direktor25 Jahre Proviande – eine Erfolgsgeschichte
Das Geschäftsjahr 2024 stand im Zeichen des 25-Jahre-Jubiläums. Proviande als Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft hat sich über 25 Jahre immer weiterentwickelt. Sie hat sich als effizient und schlagkräftig erwiesen und stets dafür gesorgt, dass die Interessen der Mitglieder entlang der ganzen Wertschöpfungskette Fleisch intern wie extern wahrgenommen und anstehende Probleme zeit- und fachgerecht gelöst wurden. Wir alle können stolz sein auf Proviande und deren erbrachte Leistungen für unsere Branche.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen speziellen Dank an unseren Direktor Heinrich Bucher aussprechen, welcher Proviande seit 2008 führt und Mitte 2025 in Pension geht. Mit seiner Fachkompetenz und seiner umsichtigen Art trug er massgeblich zum Erfolg der Branchenorganisation bei. Seine Nachfolge konnten wir mit Donat Schneider, einem ausgewiesenen Agrar- Fachmann, rechtzeitig regeln. Wir schauen deshalb mit Zuversicht auf die kommende Zeit. Proviande wird sich auch unter der neuen Führung und mit den kompetenten Mitarbeitenden weiterentwickeln und die geforderten Dienstleistungen für die Branche fachgerecht erbringen.
Der Fleischmarkt verlief 2024 ruhig und ausgeglichen. Dank der guten Zusammenarbeit zwischen Handel, Produzenten und Verwertern konnten über das ganze Jahr allgemein gute Schlachtviehpreise realisiert werden. Bedauerliche Ausnahme war der Kalbfleischmarkt, auf dem der Verbrauch weiter rückläufig und im Frühjahr eine Einlagerungsaktion erforderlich war. Dank der Reduktion der Schweineproduktion entsprach das Angebot der vom Markt nachgefragten Menge. Die Schweineproduzenten sind gefordert, ein marktkonformes Produktionsniveau zu halten. Was uns Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass die Rindviehbestände in der Schweiz weiter rückläufig sind. Die Deckung des Bedarfs an Verarbeitungsfleisch gestaltet sich dadurch zunehmend schwierig, auch weil die Beschaffung im europäischen Markt aufwändig geworden ist.
Aus politischer Sicht blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Im Parlament und mit den Behörden wurde unter anderem über die neuen Ernährungsempfehlungen des Bundes, die Preisgestaltung bei Landwirtschaftsprodukten, die Auswirkungen von langlebigen Umweltchemikalien (PFAS) auf Wasser und Lebensmittel oder die Entwaldungsverordnung der EU diskutiert. Seinen Abschluss fand das Politjahr 2024 mit der Debatte zum Bundesbudget, bei der das Parlament die für 2025 vom Bundesrat vorgeschlagenen Sparmassnahmen im Bereich Landwirtschaft verworfen hat. Hingegen wurden Einsparungen in der Bundesverwaltung und damit auch im Globalbudget des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW beschlossen. Davon betroffen ist namentlich auch die Abgeltung der Leistungsvereinbarung des BLW mit Proviande, welche mit Wirkung ab dem 1. Januar 2025 um 5,9 % respektive 334'320 Franken (exkl. MWST) gekürzt wird. Proviande ist damit gefordert, äusserst kurzfristig entsprechende Einsparungen zu realisieren. Mit dem Expertenbericht Gaillard, bei dem die Abschaffung der Inlandleistung für Importkontingente, eine Streichung der Entsorgungsbeiträge und der Beihilfen für Marktentlastungsmassnahmen sowie eine Kürzung der Mittel für die Absatzförderung zur Diskussion stehen, kommen weitere Herausforderungen auf die Fleischwirtschaft zu.
Für viel Diskussion sorgte auch die neue Lebensmittelpyramide des BLV, bei der Fleisch optisch kaum mehr erkenntlich ist und die Empfehlung zum Konsum von Fleisch auf maximal zwei bis drei Portionen pro Woche angepasst wurde. In der AP30+ werden die Weichen für eine klimafreundliche Land- und Ernährungswirtschaft gestellt. Hier muss der Stellenwert der Viehwirtschaft und der dank ihr realisierten Wertschöpfung bekräftigt werden. Die zunehmend kritische Haltung gegenüber dem Nahrungsmittel Fleisch in der Gesellschaft – und damit verbunden der stärkere Druck aus der Politik – wird anhalten. Wir sind weiterhin gefordert und müssen uns gemeinsam anstrengen, um die Produktion und den Absatz von Schweizer Fleisch zu sichern. Deshalb können wir froh sein, mit Proviande über eine gut organisierte und schlagkräftige Branchenorganisation zu verfügen, welche die Interessen unserer Branche professionell vertritt. Gemeinsam sind und bleiben wir stark!
Dr. Markus Zemp, Präsident
